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Auch der Schmetterling ist ein wildes Tier

 

Lebe wild und gefährlich – die einen denken dabei an Panther, Elefanten und Löwen, die anderen an Abenteuerurlaub und Überlebenstechniken. Sie denken an Mut und Risiko, an Kraft und Stärke, die so oft mit Durchsetzungsvermögen und Dominanz gleichgesetzt werden – das Darwin‘sche „survival of the fittest“ eben, und zwar als Gesetz des Stärkeren interpretiert. Und wie sollten Feinheit und Zartheit eine Chance haben, wo es doch so viele Raubtiere gibt?

 

Aber Schmetterlinge sind auch wilde Tiere. Sie sind zwar nicht stark und dominant, aber sie sind unbezähmbar – anders als Panther, Elefanten und Löwen. Sogar einen Flohzirkus gibt es, aber wer hat schon einmal einen Schmetterling dressiert oder sogar domestiziert?

 

Es gibt sie also, die ungezügelte, ja unzähmbare Zartheit. Wir finden sie in der Feinfühligkeit, die unbeirrt ihren Weg geht. Die nichts anderes will als so sein, wie sie ist. Die die Ritzen und Brüche im Asphalt des Lebens sieht und dort auch den so überraschend kräftigen Keimling entdeckt. Die ihren Weg zur Blumenwiese nebenan findet. Die den Moment genießt und im Sonnenschein tanzt. Die andere erfreut, weil sie die Botschaft von Schönheit, Sinn und – ja, auch vom Überleben in einer oft so harten Welt bringt. Die Botschaft eines Freiraums jenseits von Durchsetzung und Dominanz.

 

Sicher, Zartheit ist verletzlich. Aber immerhin haben die Schmetterlinge auf ihre Weise sogar die Evolution überlebt. Das ist keine Kleinigkeit. Die Wildnis hat Platz für Zartheit, es gibt mehr als eine erfolgreiche Strategie. Auch wenn wir Menschen in der Leistungsgesellschaft uns oft schwer mit Sensibilität und Zartheit tun: Es gibt mehr als einen Menschentyp. Und es gibt auch in jedem von uns so viel mehr als Leistung und Durchhalten.

 

Und was hat das alles mit der Atemarbeit zu tun? Nun, die Atempraxis ist wie geschaffen für Feinfühlige, die ihre Sensibilität endlich genießen wollen. Wer aus dem Reichtum der feinen Nuancen schöpft, geht sehr beharrlich seinen Weg. Dann trägt der Atem, diese eigentümliche, sensible Kraft.

 

Vergiss niemals: Auch der Schmetterling ist ein wildes Tier.

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